Heillose Reime

(beendet am 03.02.06)

8

Menschengesicht

Du sprichst es nicht aus,

ich seh dir nur an,

gar nichts wird draus,

keiner geht ran.

Dann wagst du zu sprechen.

Das wird sich rächen.

Ein Herz aus Spott

und dumpfe Eingeweide.-

Gab mir ein Gott

zu sagen, was ich leide?-

Was brauchst du denn Gott?

Wir sind unter Heiden.-

Der alte Trott,

ich kann ihn nicht leiden.-

Bleib bei der Stange

und fürchte dich nicht.

Einmal wird alles sich wenden.

In deinen Händen

ein Menschengesicht.

Komm, biete die andere Wange.

9

Falscher Januar,

in ihm ist gar nichts wahr.

Mieser Februar,

das wird ein Hundejahr.

Herbstlicher Merz

schlägt dir aufs Herz.

Abtrünniger April

stellt die Uhren still.

Gebrüll im Mai,

ist nichts dabei.

Juni, heiß und gerecht.

Und dir wird wirklich schlecht.

Immer noch unbewohnt,

der Juli-Mond.

Von den Späßen des August

hast du bisher nichts gewusst.

Witze des hohen Gerichts,

Septembergräten des Lichts.

Die Fliege Oktober

streichelt noch grober.

Endlich kommt der November. –

Und keiner will mehr Dezember.

10

Kleine verschimmelte Hagebutte,

so exotisch.

Ach was, chaotisch.

Der Rest einer Fata Morgana,

hochwohlgeborn, -ah,

in faltiger Kutte.

Kaum glaublich am Anfang

und doch noch vorhanden.

Wird nicht versanden

drüben am Abhang,

im Vogelgesang

der baumelnde Strang.

Den Test bestanden.

Doch für wie lange?

Gib mir die Zange,

mir ist nicht bange.

Sorg weiter für dich.

Komm jetzt zu Tisch,

denn alles ist ja vorhanden.

11

In der Küche

die Lesende,

gebrannt aus Ton.

Was würde sie sagen,

beim schnellen Befragen

zum fehlenden Lohn,

zur Zahl der Gerüche?

Sie hat keine Ahnung,

die schmiegsam Gewesene.

Ihr stockt das Leben.

Sie kann nichts geben

vom harten Papier,

sie ist nicht von hier,

schon gar keine Mahnung.

Sei nicht vermessen,

das musst du vergessen.

Gehärteter Ton,

unhörbar die Lippen.

Ach, lass mich nur nippen,

dann werde ich schon.

Und mit mir dies Essen.

12

Auf den Menschen

Auf den neuen Menschen fällt mir kein Reim ein.

Doch ist das nicht zu kurz gegriffen?

Was willst du ihn reimen, bitt ihn herein.

sonst wird er noch ausgepfiffen.

So schmutzig wurde er ausgesetzt,

bleibt namenlos unter den Menschen,

verschrien und runzlig bis zuletzt.

Ach lauf schon, hol Wasser und Wännchen.

13

Abgesang kommt früh genug,

mein Liebster geht in Ketten.

Das Leben ist ein Selbstbetrug.

Man will nicht darauf wetten.

Das Leben sieht verplempert aus,

ich kann es nicht verhindern.

Ich will nicht mehr dies Schneckenhaus,

nur helfen diesen Kindern.

Die habens gut, denkt mancher hier.

So sollte man nicht denken.

In Wirklichkeit gehts dir wie mir.

und nichts ist zu verschenken.

Mein Kind, was ist dein größter Wunsch? –

Ach Mutter, lass mich leben!

Ich sitze grad beim Neujahrspunsch.

Will morgen weiter streben.

Morgen ist weit, das weißt du doch.

Bin allzu  müd zum Sterben.

Und stopfen wirst du nicht das Loch,

das gilt es zu vererben.

14

Wer geht mit mir zu Lohengrien,

wer tut sichs mit mir an?

Was gestern mir so teuer schien,

heut dauerts mir zu lang.

Du flüsterst mir was Nettes zu

beim dröhnenden Gesang:

Ludwig der Zweite, das seist du.

Mir war schon vorher bang.

Da kommt er unser Nebelkahn,

und wirkt ganz frisch gestrichen.

Und statt des Schwans ein bunter Hahn

Und Fischer, die nichts fischen.

Dein Name ist mir so egal,

ich denk nur noch ans Schlafen.

Im Traum seh ich den weißen Wal.

Da willst du mich bestrafen.

Ach Ritter, sei nicht streng mit mir,

du musst mich nicht erwählen.

Im Kerker wohnt ein Mäusetier,

mit dem will ich erzählen.